Poststraße: Gewerbe in Sorge

Baupläne mit erneuter Vollsperrung in Hagenow beunruhigen Anlieger / Ausschuss einigt sich auf Variante.


"Diskussionen und Bedenken zum Poststraßenbau in Hagenow: Mehr als zwei Stunden haben Bauausschuss-Mitglieder, Stadtvertreter, Planer, Verwaltung und Anwohner am Dienstagabend über verschiedene Sanierungsvarianten des zweiten Bauabschnitts debattiert. Ein Sonderfragerecht für Stadtvertreter, beantragt von der CDU, und Bürger-Diskussionsrunden außerhalb des Protokolls heizten die Debatte zusätzlich an. Zum einen sehen die Gewerbetreibenden durch eine erneute Vollsperrung ihre Existenz bedroht. Auf der anderen Seite nahmen die Anlieger die Gestaltungsvorschläge kritisch unter die Lupe. Zum Bedauern der Anwesenden fehlte der angekündigte Vertreter der Denkmalpflege, der sich zu einzelnen Vorgaben äußern sollte.

Die bisherige Planung in grober Vorabstimmung mit der Denkmalpflege sieht drei verschiedene Fahrbahnbeläge vor: Granitkleinpflaster in der Wasserstraße und im Kreuzungsbereich zur Poststraße (1. Bauabschnitt), Asphalt in der Poststraße bis zur Kreuzung Hagenstraße (2. Bauabschnitt) und Betonpflaster im Kreuzungsbereich Hagenstraße/Poststraße (3. Bauabschnitt). Ein „Flickenteppich“, wie einige monierten und sogleich den Vorschlag einwarfen, auch in der Poststraße mit Betonsteinen zu arbeiten. „Das ist immer lauter“, gab Ausschussmitglied Hartwig Wrankmore (Linke) zu bedenken. Das würden mehrere Beispiele in der Stadt zeigen. Die Anwohner stimmten dennoch eher für Pflasterstein, der Ausschuss dagegen letztlich für Asphalt. Weiterer Diskussionspunkt: die Parkplätze. Der Entwurf sieht etwas weniger Parkraum vor. In der Wasserstraße auf beiden Seiten und in der Poststraße.

Eine Million Euro soll das Vorhaben nach ersten Schätzungen kosten. Ohne Baunebenkosten. Wie viel jeder Anlieger – ob im oder außerhalb des Sanierungsgebietes – am Ende zahlen muss, darüber will die Verwaltung jeden Anlieger zu einem späteren Zeitpunkt gesondert informieren.

Warum aber muss so zeitig mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen werden, nachdem der erste nach zwei Jahren Bauzeit gerade erst wieder freigegeben ist? Das fragte unter anderem Dietmar Speßhardt von der CDU-Fraktion und Inhaber eines Geschäftes in der Poststraße. Anderthalb Jahre Bauzeit in drei, jeweils voll gesperrten Abschnitten sind geplant. Wenn sich das nun wieder derart verlängert wie im ersten Bauabschnitt, würde das der Einzelhandel nicht verkraften, so Speßhardt. Er gab zudem zu bedenken, dass dann mit der L04 in Hagenow Heide zwei Großbaustellen in Hagenow den Verkehr behindern und die Menschen von außerhalb abschrecken könnten, in die Stadt zu fahren.

Dirk Wiese, Leiter des zuständigen Fachbereichs, zeigte Verständnis für die Gewerbetreibenden, betonte aber, wie wichtig es ist, dort zeitig weiter zu bauen. Einerseits, weil der Abwasserzweckverband den Regenwasserkanal in diesem Bereich erneuern muss. Andererseits, weil es sich negativ auf spätere Fördermittelvergaben auswirken könnte, wenn die Stadt jetzt nicht die Summen für dieses geplante Vorhaben im Sanierungsgebiet abgreift. Dirk Wiese verwies zudem darauf, dass dort in diesem Jahr „kein Stein mehr bewegt wird“. Wichtig sei zunächst, dass erste Fakten für den Förderantrag stehen. Und die stehen nach diesem Abend, müssen aber zuvor nochmal konkret mit der Denkmalpflege abgestimmt werden.

Ob dann nicht wenigstens eine halbseitige Sperrung möglich wäre?, hieß es aus der Runde. Laut Planer nicht: Das wäre nicht mit den Vorgaben der Berufsgenossenschaft zu vereinbaren und kaum durchzusetzen. Der Platz reiche nicht aus, um die Sicherheit der Bauleute zu gewährleisten. Für Heinrich Norda von der Apotheke in der Wasserstraße gehe es vor allem um die Erreichbarkeit. Die Leute müssten mit den Autos vorfahren können. Dort seien auch Ärzte ansässig. Und: „So eine Baumaßnahme darf keine Existenzen platt machen.“ Er fühle sich darin massiv bedroht und bat darum, alle Möglichkeiten der Entlastung zu nutzen."

 

Quelle:

Poststraße: Gewerbe in Sorge, in: Schweriner Volkszeitung (12.05.2016)

 

 

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