Die Ernährung und Ihre Wirtschaft in MV

Am Wochenende lad die Friedrich-Ebert-Stiftung zu einem Seminar über die Ernährungswirtschaft in MV ein. Anwesend waren unter anderem der Landwirtschaftminister, die IHK zu Schwerin, Unternehmer, Gewerkschaften und viele mehr...


"„Wir sind deutlich vorangekommen in den letzten 26 Jahren“, schätzt MV’s Landwirtschaftsminister Till Backhaus am vergangenen Wochenende im Wittenburger Alpincenter ein. Der Sozialdemokrat ist einer Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung gefolgt und referiert über die aktuellen Herausforderungen der Ernährungswirtschaft im Land. Moderiert wird die Kurztagung von Elisabeth Aßmann.

 

Die Ernährungswirtschaft habe bisher jede Krise gemeistert, sagt Backhaus und riet der Runde das Partnernetz für regionale Vermarktung weiter auszubauen. „Die Land- und Ernährungswirtschaft ist mit 38,8 Prozent Umsatzanteil der wirtschaftsstärkste Bereich hierzulande. Die Investitionsförderung gerade bei kleineren Unternehmen muss jedoch noch mehr in den Fokus rücken.“ Das Zusammenspiel von Produktion der Rohwaren und Verarbeitung müsse ebenfalls noch besser werden, betont der Minister.

 

Dass die Ernährungsbranche ein entscheidendes Standbein des verarbeitenden Gewerbes in Westmecklenburg sei, bestätigt auch Henner Willnow, vom Geschäftsbereich Existenzgründung und Unternehmensförderung, Innovation und Umwelt, Abteilung Ernährungswirtschaft bei der IHK zu Schwerin. In MV arbeiteten knapp über 16 000 Mitarbeiter in 163 Betrieben mit mehr als 20 Mitarbeitern, unter 20 erfasse das Amt für Statistik MV leider nicht. Und doch sei es so, dass die große Mehrheit der Unternehmen Klein- und Kleinstunternehmen seien. Wiederum fänden sich in Westmecklenburg die Großen der Branche: Arla Foods Upahl, Dr. Oetker Wittenburg, riha WeserGold Dodow, Kühne, LFW, Boddin-Obst, Kartoffelveredlung Hagenow, Obstbrennerei Schwechow, Mecklenburger Ernte dazu Sweet-Tec, Toffee-Tec und Ragolds. Dazu zeige eine aktuelle Studie der Nord/LB, dass die erwirtschafteten Erlöse je Unternehmen und auch je Mitarbeiter in MV höher seien als im Bundesschnitt. Das sei ein wichtiger Indikator für die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, von denen im Landkreis Ludwigslust-Parchim einige sogar zu den Global-Playern zählten. Dennoch sei die Exportquote unterdurchschnittlich. Dies sei ein Aspekt, den die Unternehmen noch ausbauen müssten, um mit der Präsenz auf internationalen Absatzmärkten ein Stück weit unabhängiger vom heimischen Märkten zu sein. „In der Ernährungswirtschaft brauchen wir uns deutschlandweit nicht zu verstecken. Das ist unser starkes Standbein und das können die Unternehmer auch noch weiter ausbauen. In der Zukunft wird die Präsenz auf den internationalen Märkten ebenso wichtig sein wie Innovationen in Produkte und Prozesse. Angebote zur Kooperation und Möglichkeiten zur finanziellen Förderung sind vorhanden. Es ist von alleinigem Vorteil, wenn Unternehmen diese Angebote und Möglichkeiten in ihre strategischen Entscheidungen einbeziehen.“

 

MV als Marke über alle Branchen hinweg noch stärker in den Fokus zu rücken, fordert Peter Kranz-Glatigny, Leiter des Landesmarketing. Und spricht von starker Verbildlichung des Wohlfühl-Ortes MV. Laut Umfrage gäbe es großes Vertrauen in die Qualität der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel aus dem Land. Kranz-Glatigny rät, noch stärker für Einzelprodukte die Region, statt das Bundesland hervorzuheben.

 

Diesen Gedanken greift auch Frank Jehring, Mitglied der Geschäftsführung der riha WeserGold Getränke GmbH & Co. KG und Betriebsleiter in Dodow, auf: „Die Identifikation bei Marken sind mit dem Ort und nicht der Region oder Bundesland wichtig. Sonst sind Vermarktungsschwierigkeiten in anderen Bundesländern vorprogrammiert.“ Es gäbe bereits einen hohen Anteil an Eigenmarken im Handel. Am Standort Dodow gäbe es bald eine vollständige Kreislaufwirtschaft bis hin zur Verarbeitung und Vermarktung der Reste aus dem Pressen der Äpfel.

Die Ernährungswirtschaft als Jobmotor im Land beleuchtet Jörg Dahms, Geschäftsführer Nahrung-Genuss-Gaststätten MV. Industriebetriebe würden von zukünftigen Fachkräften eher anvisiert zur Ausbildung als kleine handwerkliche Betriebe der Ernährungswirtschaft. Sicherheit spiele da eine große Rolle. Außerdem profitierten in der Ernährungswirtschaft viele von der Einführung des Mindestlohnes, z.B. das Bäckerhandwerk mit Lohnplus von etwa 20 Prozent. Die nachfolgende Generation setze deutlich andere Ansprüche als bisher was Arbeitslohn, Betriebsklima und Arbeitszeiten beträfe."

 

Quelle:

Ernährungsbranche als Jobmotor: Schweriner Volkszeitung (07.06.2016)

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