Eine neue Unterkunft für Obdachlose

Der Zustand des akutellen Obdachlosenheims in der List-Straße, stellt seit Jahren ein großes Risko für die Bewohner dar. Was soll nun geschehen?


"Kaputte Treppen, Ofenheizung, Sanierungsstau – „Wir müssen hier raus“, sagt Jürgen Brix. Der Sozialberater des ASB weiß, dass sich die Stadt Hagenow seit Jahren Gedanken über die Wohnungslosenunterkunft in der Friedrich-List-Straße macht. Das alte Backsteingebäude nahe des Bahnhofes ist aber „immer nur notdürftig“ saniert worden, sagt auch Dirk Wiese, zuständiger Fachbereichsleiter im Rathaus. Da dort mittlerweile „ordentlich investiert“ werden müsste, will die Stadt nun zusammen mit der Hagenower Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) ein Haus in der Bahnhofstraße von Grund auf sanieren. Der Umzug ist noch vor der nächsten Heizperiode geplant.

 

Vor allem die Ofenheizung sei laut Jürgen Brix ein erhebliches Sicherheitsrisiko. „Viele haben ein Problem mit Alkohol und sind nicht mehr wohnungsfähig“, beschreibt der verantwortliche ASB-Mitarbeiter die unkalkulierbare Situation. Elf Menschen aus der Region haben 2016 schon Schutz in der Unterkunft gesucht. Meist Männer zwischen Mitte 20 und 60. Manche bleiben länger, andere nur kurz. Einige finden zurück in ein eigenständiges Leben mit Wohnung, einige vermittelt der ASB in die Nachsorgeeinrichtungen in Camin oder Zühr. So oder so: „Hier ist nicht die Endstation“, sagt der Sozialberater. Erstes Ziel sei es, dass die Betroffenen zur Ruhe kommen im Obdachlosenhaus, schnelle Hilfe erhalten und ein Dach über dem Kopf. Dann folgen Entgiftung und der schrittweise Weg zurück zur Normalität. Meist mit einem Betreuer. „Das ist ein langer Prozess und sehr schwer“, weiß Jürgen Brix. „Wer will, mit dem bekommt man etwas bewegt.“ Viele würden aber auch nicht durchhalten und zwischendurch abbrechen.

 

Zehn bis 15 Menschen finden Platz in dem alten Haus am Bahnhof. Vor allem im Herbst und Winter sei der Bedarf groß, so Brix. Deshalb soll die Sanierung des Wohnblocks mit fünf Drei-Raum-Wohnungen in der Bahnhofstraße möglichst schnell beendet sein. Laut Michael Hasche, Geschäftsführer der Wobau, sind die Aufträge dafür erteilt. Erste Handwerker reißen gerade die Tapeten ab und den Fußboden raus. Mitte September könnten dann Heizung, Sanitär, Elektro, Dach und Fassade für knapp 200 000 Euro erneuert sein. Die Wohnungen werden anschließend an die Stadt vermietet. „Wir hätten dort eh saniert“, erklärt Hasche. Die älteren Mieter waren ausgezogen. Dann kam die Notlage der Stadt und man entschied sich für diesen Standort als künftige Wohnungslosenunterkunft.

Gute Aussichten für die derzeitigen und künftigen Bewohner, so Jürgen Brix vom ASB. „Ich denke, wenn sich die Situation verbessert, motiviert sie das mehr.“ Denn viele würden von einer schönen Wohnung träumen. Auch wenn es schwer sei, den Erfolg zu messen – etwa 50 Prozent der Bewohner schaffen den Weg raus aus der Obdachlosigkeit. Auch Dank des Engagements der Stadt, wie der Sozialberater sagt. Andere Städte seien dahingehend nicht so aktiv und erfolgreich."

 

Quelle:

Ein neues „Heim“ für Obdachlose: Schweriner Volkszeitung (30.06.2016)

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