Im Hagenower Bereich haben fast alle Bewerber einen Lehrvertrag / In Westmecklenburg bleiben sehr viele Stellen unbesetzt
"Behauptet wird es ja gern, jetzt gibt es knallharte Fakten, die das bestätigen: Noch nie seit der Wende war die Lage auf dem Ausbildungsmarkt so günstig für Schulabgänger wie in diesem Jahr. Und, die Hagenower Region steht da aktuell besonders vorbildlich da. Nach den jüngsten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit gab es im Bereich der Geschäftsstelle in diesem Ausbildungsjahr 404 gemeldete Stellen und 403 Bewerber. Ende Oktober waren von diesen Stellen 53 nicht besetzt und 24 Bewerber hatten noch keinen Ausbildungsvertrag. Das seien extrem gute Zahlen, erklärte Guntram Sydow, der Chef der Bundesagentur für Arbeit in Schwerin dazu. Denn in anderen Bereichen sieht es viel extremer aus. So gab es im gesamten Arbeitsamtsbezirk Schwerin 3230 betriebliche Berufsausbildungsstellen im Angebot, 444 davon waren unbesetzt bei gerade einmal 91 Bewerbern, die noch keinen Vertrag hatten. Damit liege in der gesamten Region das Verhältnis von unbesetzten Stellen zu verfügbaren Bewerbern bei 5:1. Sydow: „Damit dürfte allen klar sein, dass viele Stellen unbesetzt bleiben werden.“
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der gemeldeten Stellen deutlich um 4,1 Prozent gesunken, die Zahl der Bewerber sank jedoch um 2,9 Prozent. Somit hatten die jungen Bewerber noch mehr die Wahl als ohnehin schon.
Trotz des Überangebotes an Ausbildungsstellen bekommt längst nicht jeder Jugendliche die Traumstelle, die er gerne haben möchte. Das liegt zum einen daran, dass Wunschberufe wie z. B. Mechatroniker noch immer guten Zulauf haben, zum anderen gibt es immer noch eine Menge Jugendliche, die einen entscheidenden Fehler begehen: Sie bewerben sich um ein halbes Jahr zu spät.
„Bei vielen hält sich hartnäckig das Gerücht, sie müssten sich mit dem Halbjahreszeugnis ihres letzten Schuljahres bewerben. Das ist nach unseren Erfahrungen falsch. Wer einen Realschulabschluss erreichen will, sollte sich bereits mit dem Jahreszeugnis der 9. Klasse bewerben“, erklärte Marion Braun, Geschäftsstellenleiterin der Bundesagentur für Arbeit in Hagenow. Das sei gerade in den Berufen sinnvoll, die gefragt seien. Zudem wollten Firmen auch immer früher Klarheit, mit wem sie denn rechnen können. Braun: „Es ist zudem immer sinnvoll, sich über ein Praktikum einen direkten Einblick zu verschaffen, wir unterstützen das auch.“
Frühzeitige Bewerbungen seien auch sinnvoll, um sich im Fall der Fälle Alternativen zum ursprünglichen Traumberuf suchen zu können.
Die Bundesagentur, die nur den Teil des Ausbildungsmarktes erfassen kann, der auch gemeldet wird, will den bisher unversorgten jungen Leuten neue Angebote unterbreiten und auch Hilfsmaßnahmen anbieten."
Mayk Pohle: "Ausbildung: Von der Qual der Wahl", Schweriner Volkszeitung (04.11.2016)
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