Factory Outlet Center in Wittenburg

Letztlich stimmt die Stadtvertretung Hagenow dem Vorhaben zu. Viele Volksvertreter befürchten jedoch langfristig ein Rückgang des Einzelhandels in der Stadt Hagenow.


"Formal ist seit der jüngsten Sitzung der Stadtvertreter alles klar: Mit 23 Ja-Stimmen, bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen hat Hagenow den Planungen für das in Wittenburg geplante Factory Outlet Center (FOC) zugestimmt. Doch es ist ein Ja mit einem großen Aber. Denn nicht wenige in der Stadt haben Angst, dass mit dem Center und dem damit verbundenen Wittenburg Village Hagenows Bedeutung als bisheriges Mittelzentrum abnehmen wird.

Daher ist vor allem für die SPD-Fraktion unter der Führung von Helga Lagemann die Diskussion zu dem Thema noch lange nicht abgeschlossen. Nicht umsonst stehen in der Stellungnahme der Stadt auch einige Bedingungen, an die Hagenow seine Zustimmung geknüpft hat. Rechtlich gesehen sind das aber nur Wünsche, denn Hagenow wird als betroffene Stadt in der Nachbarschaft wie viele andere Kommunen, Verbände und Organisationen um die Meinung im Zuge der Vorplanung gefragt.

Konkret will Hagenow beispielsweise das Sortiment des Centers begrenzen: Lebensmittel, Drogerieartikel, weiße und braune Ware für Küchen und häusliche Unterhaltungstechnik soll es nach dem Willen der Stadt in dem Center nicht geben. Gleiches gilt für Blumen, Gartensortimente, Bücher und Schreibwaren. Auch eine Erlebnisgastronomie sollte es nach dem Hagenower Wunsch im FOC nicht geben, erlaubt sei lediglich Imbissverzehr. Damit nicht genug soll es auch Beschränkungen bei der Fläche für den Schuhverkauf geben. Dafür pocht Hagenow auf die Realisierung des Ferienressorts und dabei besonders auf das öffentliche Schwimmbad. Außerdem ist den Stadtvertretern auch der Bau des so genannten Welcome Centers wichtig, in dem auch Hagenow kostenlos für sich werben darf.

Bei aller grundsätzlichen Begeisterung für das Projekt und dessen Bedeutung für die Region, bleiben Bedenken. Die äußerte auch Michael Wodke von der SPD. „Für die Entwicklung der Stadt ist aber auch die Ausstrahlung auf den Einzelhandel in Hagenow, wie etwa in der Langen Straße, zu beachten. Künftige Ströme durch Touristen oder FOC-Besucher werden das nicht ausgleichen können.“ Carsta Benzien von der CDU hielt dagegen, dass der Hagenower Einzelhandel doch vielmehr durch die Einkaufsmöglichkeiten in anderen Städte und den zunehmenden Internethandel beeinträchtigt werde. Das FOC sei eine Chance für alle. Doch auch Gert-Dieter Schlink von ihrer CDU-Fraktion warnte vor den Auswirkungen des Projektes auf die Hagenower Handwerksbetriebe. Wirtschaftsförderer Roland Masche zielte auf die Zahlen aus dem offiziellen Gutachten ab. Danach müsse Hagenow mit einer Kaufkraftabschöpfung von 1 bis 1,2 Millionen Euro im Jahr rechnen. Das sei aber durch die zu erwartenden Zuwächse durch mehr Besucher wieder aufzufangen. Für Wodke von der SPD ein klarer Hinweis darauf, dass die Stadt sich um eine aktive Gestaltung des Einzelhandels kümmern müsse und daher auch seine bisherigen Konzepte in Sachen Vermarktung dringend weiterentwickeln müsse. In diesen Konzepten muss dann wohl auch stehen, wie es gelingen soll, Besucher des Outlet Centers davon zu überzeugen, die gut 14 Kilometer ins bisherige Mittelzentrum Hagenow zu fahren.

Um die Diskussion fortzuführen, will die SPD-Fraktion eine Übersicht mit Vor- und Nachteilen erarbeiten und sie auf der Internetseite www.politik-hagenow.de veröffentlichen. Zu den Ideen gehört auch, bei Bedarf Interessenten zu einer Sondersitzung der Fraktion einzuladen.

Doch Hagenow ist nur eine Stadt, die bei den jetzigen Vorplanungen, die bis Mitte Februar laufen, gefragt werden. Entscheidend ist das Votum des Landes über die so genannte Zielabweichung, also die Frage, ob das kleine Wittenburg überhaupt so etwas Großes wie das Wittenburg Village beherbergen darf.

 

Mayk Pohle: "Outlet-Pläne spalten Hagenower", Schweriner Volkszeitung (07.12.2016)

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