Bau eines Factory Outlet Centers in Wittenburg. Was überwiegt, die Vor- oder Nachteile?
Nach Vorberatung im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Handwerk, Gewerbe und Tourismus (Wirtschaftsausschuss) und im Hauptausschuss hat die Stadtvertretung auf ihrer Sitzung am 24. November 2016 nach teilweise kontroverser Diskussion mit großer Mehrheit eine wichtige Stellungnahme beschlossen.
Der Bürgermeister der Stadt Hagenow, Thomas Möller, wurde beauftragt, diese gegenüber dem zuständigen Landesministerium abzugeben zum Bau eines Factory Outlet Centers (FOC) in Wittenburg. Der Investor ist, wie schon der Betreiber des Alpincenters, die van-der-Valk-Gruppe, die dem FOC zudem eine Hotelanlage und ein öffentliches Schwimmbad anschließen will. Basis für die Stellungnahme ist ein von der renommierten deutschen Firma Ecostra erarbeitetes Gutachten. Die darin enthaltenen Zahlen gehen von einem Jahresumsatzverlust bzw. einer Kaufkraftabschöpfung von 1 - 1,2 Mio € aus. Diese Zahl unterschreitet deutlich, die durch das Gutachten als noch hinnehmbar eingestufte Verlustgrenze von 3,3 Mio € bzw. die 5% - Marke zum angenommenen Jahresumsatz des FOC, das mit 60 Geschäften auf 12.600 m2 Ladenfläche gegenüber dem Alpincenter errichtet werden soll.
Auf der Stadtvertretersitzung hat die Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses und zugleich SPD-Fraktionsvorsitzende, Helga Lagemann, die Diskussion zur Thematik wie folgt eröffnet: "Die zu beschließende Stellungnahme ist nach raumordnerischen und regionalökonomischen Aspekten erarbeitet worden. Nach der Raumordnung des Landes M-V erfüllt Wittenburg als Grundzentrum, insbesondere wegen der geringen Einwohnerzahl, die Regelkriterien für ein FOC der genannten Größenordnung nicht. Daher führt das zuständige Ministerium ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren durch, in dem es letztlich um die Frage einer zu erteilenden Ausnahmegenehmigung geht. Eine Ausnahme erscheint zulässig, wenn sowohl Wittenburg als auch die umliegende Region davon profitieren. Das bedeutet für Hagenow, dass der prognostizierte Einzelhandelsverlust durch andere Faktoren annähernd kompensiert wird. In diesem Kontext bildet die zu beschließende Stellungnahme eine Abwägung von Vor- und Nachteilen ab. Eine Gefährdung von Hagenow als Mittelzentrum darf nicht erfolgen.
Das FOC hat mit Sicherheit eine Ausstrahlung über Wittenburg hinaus in die Region. Hieran müssen wir anknüpfen und vom Kuchen profitieren, beispielsweise muss der Besuch der FOC-Konsumenten auch auf Hagenow ausgedehnt werden."
Von der SPD-Fraktion sprach Michael Wodke neben den Vorteilen auch Nachteile für Hagenow an und benannte entsprechende Lösungsmöglichkeiten:
"Die Errichtung des FOC an der A 24 ist aus volkswirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Es ergibt sich dadurch die Möglichkeit, Besucherströme in die Griese Gegend zu lenken. Auch für die Region / Stadt Hagenow werden sich aus der Errichtung des FOC fördernde Potenziale ergeben. Vor allem im Hoch- und Tiefbau erscheinen in den Investitionsjahren, wirtschaftliche Impulse auf unsere Stadt zuzukommen. Für die Entwicklung der Stadt ist aber auch die Ausstrahlung des Einzelhandels in Hagenow, wie etwa in der Langen Strasse mit zu betrachten. Hier deuten sich bereits nach dem Gutachten Risiken an, die darin mit einer noch Verträglichkeit für Hagenow bezeichnet werden. Künftige Ströme durch Touristen oder FOC-Besucher werden den entstehenden Umsatzausfall allein nicht ausgleichen können. Dieser Effekt kann dazu führen, dass manche Geschäfte weniger Umsätze haben. Daher ist eine aktive Gestaltung des Einzelhandels bzw. eine bessere Vermarktung unbedingt umzusetzen. Dies ist auch Ziel unserer bisherigen Konzepte (Einzelhandelskonzept und Marketingkonzept) zur Weiterentwicklung des Standortes Hagenow."
Eine weitere Lösung besteht bereits in der Eigenheit eines FOC. Hierbei handelt es sich um einen Werkverkauf, d.h. Waren werden direkt und meist rabattiert veräußert. Das Sortiment liegt in der Regel im gehobenen bzw. hochpreisigen Qualitätssegment. Im konkreten Fall weist unsere Stellungnahme aus, nur Bekleidung / Heimtextilien, Schuhe / Lederwaren, Glas / Porzellan / Keramik und Spielwaren anzubieten. Ausgeschlossen hat die Stellungnahme Erzeugnisse in den Bereichen Lebensmittel, Drogerie, weiße und braune Ware ( für Küchen- und häusliche Unterhaltungstechnik), Blumen, Gartensortimente, Bücher und Schreibwaren. Desweiteren wollen wir keine Erlebnisgastronomie im FOC. Erlaubt ist nur ein Imbissverzehr im FOC. Darüber hinaus hat die Stadt Hagenow ihre Zustimmung zum FOC noch von weiteren Auflagen abhängig gemacht:
- Realisierung des Ferienressorts (mit öffentlichem Schwimmbad).
- Sortimentsanteil von Schuhen / Lederwaren wird auf eine max. Fläche von 1.300 m2
beschränkt.
- Abschluss eines städtebaulichen Vertrages, in dem auch das Controlling und Monitoring der
Planvorgaben geregelt sind.
- Im FOC wird auf Kosten des Betreibers ein Wellcome Center eingerichtet , in dem die Stadt Hagenow ( wiederum kostenfrei) mit den Partnern des gerade beschlossenen interkommunalen
Tourismuskonzeptes die Gelegenheit erhält, sich zielgruppengerecht in und für die Region zu präsentieren. Dieses ist der Stadt Hagenow schon zugesagt worden. Gedacht ist besonders an das Museum mit Alter Synagoge und die Aufwertung der Bekow mit einem touristischen "Audioguide".
Erarbeiten will die SPD-Fraktion ferner eine Vorteile-Nachteile-Übersicht. Diese soll Anfang 2017 auf unserer Internet-Seite www.politik-hagenow.de veröffentlicht werden. Gerne würden wir dann mit den Leserinnen und Lesern der SVZ und anderen Interessenten darüber diskutieren und bei Bedarf zu einer SPD-Fraktionssitzung einladen.
Hagenow, den 28.11.2016
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