Unternehmer im Talk

Unternehmer fühlten Kommunalpolitikern bei einer Fragestunde auf den Zahn / Diskussionen über Bauhöfe der Städte und die Müllpolitik.


"Einmal im Jahr wollen sie etwas hören von ihrem Landrat, die Unternehmer der Region. Wie geht es den Kommunen? Reichen die Einnahmen? Wie arbeiten der Kreis, aber auch die Städte mit den Firmen aus der Nachbarschaft zusammen und wie ist die Großwetterlage der Region?

Ergebnis laut Rolf Christiansen: Westmecklenburg geht es insgesamt doch sehr gut, die Aussichten auf weitere Jobs und Ansiedlungen sind gut und selbst die Kommunen haben untereinander ein besseres Auskommen. Wenn da nur nicht die Pläne der Landespolitik wären, die Förderungen zugunsten Vorpommerns zu verschieben.

 

Rolf Christiansen kommt gern zu den Veranstaltungen des Unternehmerverbandes West-Mecklenburg. Seit Jahren steht er immer zu Jahresbeginn Rede und Antwort, seit 15 Jahren schon. Und er agierte nicht allein, mit dabei waren auch die Bürgermeister von Hagenow, Wittenburg, Lübtheen sowie der Wirtschaftsförderer von Ludwigslust. Firmenchefs wollen faire Zusammenarbeit

„Es geht um eine ehrliche Bestandsaufnahme, wir wollen wissen wo bei der Zusammenarbeit die Säge klemmt und wie man etwas verbessern kann“, hatte Geschäftsführer Wilhelm Schefe in gewohnt offener Art erklärt.

 

Die Finanzen sehen recht ordentlich aus, sogar der Spielraum für weitere Senkungen der Kreisumlage wäre da, die Kommunen hätten sich geeinigt und die Aussichten auf weitere Jobs seien gut, erklärte Christiansen, ohne beim Thema Ansiedlungen weiter ins Detail gehen zu wollen. Insgesamt müsse das Land aber sehr aufpassen, damit die jetzige Boomregion Westmecklenburg nicht abgehängt werde. Da wurde er von seiner Parteikollegin und Wittenburgs Bürgermeisterin Margret Seemann unterstützt. „Wir treten nicht gegen Vorpommern an, wir müssen uns mit Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg vergleichen lassen. Unser Wirtschaftsmotor darf hier nicht abgewürgt werden.“

Das sehen viele Unternehmer genauso. Doch der Teufel steckt im Detail. Beispiel Bauhöfe der Städte. Muss es die eigentlich geben, fragten an dem Abend einige Unternehmer. Oder wären das nicht Aufträge für private Unternehmen?

 

Die Antwort der Bürgermeister aus der Region: Ja und Nein. Thomas Möller, Bürgermeister Hagenows: „Ich kann doch nicht wegen jedes Schildes, dass ich aufstellen muss, eine Ausschreibung machen. Fakt ist, wir arbeiten mit Firmen zusammen, aber ohne Bauhof geht es eben nicht.“ Das bestätigte auch Ute Lindenau, Lübtheens Bürgermeisterin. „Oft ist es auch so, dass ich gar keine Firma finde, weil die alle gut ausgebucht sind oder sich der Aufwand nicht lohnt. Doch die Aufgaben bleiben trotzdem.“ Margret Seemann berichtet vom Beispiel der Gemeinde Wittendörp. „Dort wollte man alles über Firmen machen. Inzwischen bitten Sie uns regelrecht, ob wir nicht einige Aufgaben mit unserem Bauhof übernehmen können.“

Dennoch habe man ein Auge darauf, dass sich die Bauhöfe personell nicht zu sehr ausdehnten. Ein Versprechen, das bei den Mitgliedern des Unternehmerverbandes West-Mecklenburg augenscheinlich gut ankam.

 

Wie nicht anders zu erwarten, musste und wollte sich der Landrat ausführlich in Sachen Müllpolitik erklären.

 

Christiansen: „Ohne das Eingreifen von uns bei Papier- und Sperrmüll wäre es für die Bürger noch teurer geworden als es jetzt schon ist. Abfallentsorgung gehört für mich zur Daseinsvorsorge, das muss man nicht in privater Hand lassen. Wir haben doch kaum noch Anbieter bei den Ausschreibungen gehabt. Daher sind doch die Preise beim Restmüll so gestiegen. Und wenn sich das nicht ändert, werden wir den jetzt eingeschlagenen Weg weiter beschreiten.“

Reaktion: „Solange der Kreis nachweisen kann, dass er diese Aufgaben besser und preiswerter erledigen kann als Private, haben wir im Verband damit kein Problem“, erklärte dessen Präsiden Wolfgang-Reiner Hildesheim."

 

Mayk Pohle: "Auf Augenhöhe in der Boomregion", Schweriner Volkszeitung (03.02.2017)

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