Neues Heim für Wohnungsnotfälle

Neues Heim verbessert die Arbeit mit Wohnungsnotfällen / Guter Ruf spricht sich rum: Verstärkt Anfragen aus Ludwigslust oder Schwerin.


"Blut und Dreck an den Wänden, zerschlagene Lampen, zerbeulte Briefkästen: Im neu sanierten und gerade erst bezogenen Haus für Wohnungsnotfälle in Hagenow ist nach wie vor nicht alles perfekt, wie Leiter Jürgen Brix offen aus dem Alltag mit den meist drogen- oder alkoholkranken Bewohnern erzählt. „Es ist wie es ist“, sagt der Sozialberater des ASB am Dienstagabend vor den Mitgliedern des Sozialausschusses. Doch trotz solcher Querelen findet er nach dem Umzug Mitte Oktober 2016 vom stark sanierungsbedürftigen Haus in der Friedrich-List-Straße in das neue Quartier in der Bahnhofstraße vor allem lobende Worte: „Wir sind froh, dass wir hier sind. Es lässt sich jetzt gut arbeiten mit den Leuten.“ Und der Ruf des Hauses ist mittlerweile so gut, dass es vermehrt Anfragen aus dem Ludwigsluster und Schweriner Raum und selbst aus Ribnitz-Damgarten gibt.

 

 

Größter Aspekt: Die Bewohner fühlen sich nun wohl und sicher. Fast alle öffnen bereitwillig die Türen zu ihren Zimmern und erzählen, wie schön sie es in dem neuen Haus finden. „Vor allem wegen der Sicherheit“, sagt einer der Männer. Aber auch, weil sie jetzt dichter am Zentrum leben, schnell mal in Stadt können.

 

 

Im alten Heim am Bahnhof hatte Leiter Jürgen Brix oft große Angst. Alte Ofenheizungen und Leitungen, kaputte Treppen... „Die Sicherheit war ein großes Thema“, sagt er. Im letzten Jahr sei zum Beispiel jemand aus dem Fenster gefallen, als er nachts um halb drei an seiner Satellitenschüssel schraubte. Der Mann sei heute schwer behindert und werde vermutlich ein Pflegefall bleiben.

 

Um so besser seien jetzt die Bedingungen, so die Resonanz des Sozialausschusses. Ein Gemeinschaftsraum für Feiern und Spieleabende, ein Waschsalon, Zimmer mit Zentralheizung: „Es ist schön geworden“ und „ein großer Unterschied zu vorher“. „Ich bin froh, dass das angepackt wurde. Das andere war keine Dauerlösung“, sagt die Ausschussvorsitzende Hannelore Kryzak. Seit Mitte der 1990er Jahre lebten Menschen mit Wohnungsproblemen in dem stadteigenen Gebäude in der List-Straße. Einige Zeit gab es parallel dazu noch eine Baracke am Wiesengrund in der Nordischen als Obdachlosenunterkunft.

 

 

Alles kein Vergleich zur Stätte, die die Hagenower Wobau gerade saniert hat. „Es ist ein tolles Arbeiten jetzt“, sagt Jürgen Brix. „Man sitzt nicht in der Ruine und sagt, schaff doch mal Ordnung.“ Für ihn sei es ein „prima Job, auch wenn man nicht immer helfen kann“. Er versucht, durch eine neue Hausordnung und Ruhezeiten etwas zu ändern. Und die Bewohner sollen selbst auf Ordnung und Sauberkeit achten. Das klappt nicht immer. „Man braucht eine harte Hand, aber sie wissen auch, dass ich ihnen immer helfe“, sagt der Sozialberater. Es sei wichtig, sie nicht sich selbst zu überlassen, „sonst saufen sie sich kaputt.“

Dass man sich in Hagenow so gut um die Obdachlosen kümmert, spricht sich rum. Vor allem aus der Ludwigsluster Region kommen laut Jürgen Brix Anfragen von Betreuern, weil in der Barockstadt die Bedingungen so schlecht sein sollen. Doch Hagenow hat nur Vereinbarungen mit Boizenburg, Wittenburg, Zarrentin, Lübtheen und dem Amt Hagenow-Land. Jürgen Brix regt an, ob sich der Verbund nicht mal des Themas annehmen möchte."

 

Franca Niendorf: "Obdachlose leben jetzt sicherer", Schweriner Volkszeitung (23.02.2017)

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Kommentare: 1
  • #1

    Michael Holz (Montag, 05 Juni 2023 21:43)

    Wohnungslos, brauch Hilfe