Erleichterung nach dem offiziellen Rückzug der Landeshauptstadt / Land soll schnell Klarheit schaffen.
"Seit gestern ist das Millionenprojekt „Wittenburg Village“ wieder ein Stück wahrscheinlich geworden. Nach dem offiziellen Rückzug Schwerins von eigenen Outlet-Plänen herrschte rund um Wittenburg und Hagenow vor allem eines: Erleichterung. Zwar hatte man den Schwerinern die Ernsthaftigkeit ihrer Planungen nie ganz abgenommen. Dennoch hatten die Landeshauptstädter für enormen Gegenwind gesorgt. Der legt sich nun.
Schwerin ist mit dem Thema durch. „Wir bleiben konsequent. Wir lehnen das Factory Outlet Center in Wittenburg zwar weiterhin ab. Aber wir werden auch die Ansiedlung eines Fabrikverkaufs in Schwerin nicht weiter vorantreiben“, sagt Wirtschaftsdezernent Bernd Nottebaum. Nachdem das Thema im Hauptausschuss nochmals beraten worden war, sei die Verwaltung darin bestärkt worden, keine Änderung des B-Planes für das „Schwerino“ genannte Baugebiet auf dem Gelände der ehemaligen Rinderbesamungsanstalt auf den Weg zu bringen. „Wir werden also auch keine entsprechende Planungsanzeige an die Raumordnungsbehörde leiten“, so der Vize-Oberbürgermeister. Damit sei das Thema vom Tisch.
Zu den Plänen des Eigentümers für die Fläche, auf die das Outlet Center sollte und auf der gerade Baufreiheit geschaffen worden war, wollte Wirtschaftsdezernent Nottebaum keine Aussagen treffen. Möglich sei vieles, vom Verkauf des Areals bis zur Weiterentwicklung. „Bisher haben wir nur Kenntnis von der Ansiedlung eines Verbrauchermarktes.“
Die Resonanz der Wirtschaft fällt indes geteilt aus. „Ich bin der Meinung, Einzelhandel gehört in die Innenstadt. An der Peripherie hat Schwerin schon genug große Einkaufszentren. Das Aus für das Outlet Center in Schwerin wird der Stadt nicht schaden“, sagt Angela Hinze, Vorsitzende der Werbegemeinschaft Altstadt. Rolf Paukstat, Präsident des Unternehmerverbandes Mecklenburg-Schwerin, sieht die Sache anders: „Vielleicht kämpfen wir in Schwerin zu wenig für unsere Interessen. Denn wenn es jetzt ein Outlet Center in Wittenburg geben soll, dann hätte es auch nach Schwein kommen können“, sagt er.
Im alten Kreis Hagenow wird das gesamte Projekt von Zarrentin bis Lübtheen grundsätzlich begrüßt. Dennoch sind die Meinungen zum Outlet auch geteilt, beispielsweise in Hagenow. Dort machen sich einige Sorgen, dass der eh schon schwer kämpfende Einzelhandel leiden wird und will daher Sortimentsbegrenzungen durchsetzen.
Überhaupt kein Verständnis gibt es für die neue Verzögerungstaktik vom Land. „Ich weiß nicht, warum wir jetzt nochmal eine Runde
drehen. Das hätte doch schon längst entschieden werden können. Wir brauchen hier endlich mal Klarheit“, erklärte Hagenows Bürgermeister Thomas Möller.
Klarheit hieße, dass die Landesplanung die große Ausnahme für Wittenburg zuließe. Bis zum eigentlichen Bau würde dann sicher noch einige Zeit ins Land gehen. In Wittenburg plant die van der Valk-Gruppe, die dort die Skihalle betreibt, ein Outlet-Center mit etwa 60 Geschäften auf etwa 12 600 Quadratmetern, ein Feriendorf mit 130 Häusern sowie den Ausbau des Alpincenter-Hotels auf 250 Betten. Das Outletcenter soll die nötigen Besucher in die Anlage spülen, die direkt an der Autobahn liegt. In ihrem Konzept gingen die Planer schon im ersten Jahr von 500 000 zusätzlichen Gästen aus."
Bert Schüttpelz: "Schwerins Nein stärkt Wittenburg", Schweriner Volkszeitung (15.03.2017)
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