Stadt bleiben eineinhalb Jahre Zeit, um Betreiber für Jugendbegegnungsstätte zu finden, sonst drohen hohe Rückzahlungen / Bundesweite Ausschreibung geplant.
"Die Zeit drängt. Etwa eineinhalb Jahre bleiben der Stadt Hagenow noch, um eine Lösung für die Jugendbegegnungsstätte KON am Sudenhof zu finden. Dann muss ein Ideengeber, ein Betreiber da sein, der dem hoch geförderten und derzeit geschlossenen Zuschuss-Objekt wieder zukunftsfähiges Leben einhaucht. Sonst droht eine Fördermittelrückzahlung in Höhe von 860 000 Euro.
Nach etlichen Versuchen in den letzten Jahren, sieht Bürgermeister Thomas Möller (Linke) für dieses „schwere Thema“ jetzt nur noch einen Weg: eine bundesweite Ausschreibung. Die Stadt ist gerade dabei, Details dafür auszuarbeiten. Denn „die Zeit läuft“, so Möller. Versuche, das Haus an hiesige Träger zu vermieten, hätten bisher nicht gefruchtet. Angebote hätte es zwar einige gegeben, darunter aber auch viele „nicht ernst zu nehmende“ ohne konkreten Businessplan. Und nun „gehen uns die Ideen aus“.
Das Problem: Seit Jahren buttert die Stadt jährlich einen fünfstelligen Betrag in das städtische Objekt. Selbst im ungenutzten Zustand belaufen sich die Kosten für Heizung, Wachdienst oder Versicherung auf 20 000 Euro. Deshalb zog die Stadt als Hauptgesellschafter im Oktober 2015 die Reißleine, schloss das Haus und ließ die Betreibergesellschaft für drei Jahre ruhen. Bis zum 30. Oktober 2018 ist jetzt noch Zeit für eine Lösung (SVZ berichtete mehrfach). Die 2,8 Millionen Euro Fördermittel für das Jugendhaus, die vor mehr als 18 Jahren in das ehemalige Militärobjekt flossen, sind zweckgebunden. Ein Verkauf ist aufgrund des zu hohen Verlustes durch die Fördermittelrückzahlung ausgeschlossen. Die Betreibergesellschaft, zu der auch BBS Start gehört, wird derzeit aufgelöst.
„Das ist schon sehr kompliziert“, sagt Dieter Opitz, Fraktionsvorsitzender der Linken, gestern auf Nachfrage. Schließlich müsse sich das künftige Konzept ja auch langfristig wirtschaftlich tragen. Im Moment habe seine Partei auch keine Idee. Er sieht jetzt in der neuen Ausschreibung die letzte Lösung. „Ich hoffe, dass sich so jemand findet“, sagt Dieter Opitz. Und: „Wir müssen dran bleiben und uns vielleicht auch mal überfraktionell zusammensetzen“. Er will jetzt nochmal zu einer Ideenwerkstatt etwa im Bildungsausschuss aufrufen.
Carsta Benzien von der CDU hofft sehr, dass sich über diesen letzten Weg jemand für das KON findet. Denn das Objekt verschlinge „immense Kosten, auch wenn es leer steht“. Zudem könne es sich die Stadt nicht leisten, die Fördermittel zurück zu zahlen, sollte das ganze scheitern. Deshalb habe ihre Fraktion bei dem Thema auch immer wieder nachgehakt. Auch sie plädiert dafür, sich nochmal zusammenzusetzen, mit der Verwaltung, den Fraktionen und einem eventuellen Betreiber. Dann müsse ein langfristiger Plan erarbeitet werden. Auch für den Fall, dass sich kein Interessent findet, „müssen wir uns zeitnah etwas überlegen“.
Helga Lagemann (SPD) befürwortet den neuerlichen Vorstoßder Verwaltung, wenngleich sie die Suche nach einer Lösung mit der „Suche nach der Nadel im kleinen Heuhaufen“ vergleicht. „Ich glaube aber, dass wir sie finden“, sagt die Fraktionsvorsitzende. Und die Kommunalpolitikerin verteidigt bei der Gelegenheit auch nochmal den Vorstoß des damaligen Bürgermeisters Fritz Katlun. Seine Liebe zur Jugend sei so groß gewesen, dass er ihr mit dem KON eine Begegnungsstätte geben wollte. „Der Plan ist nicht aufgegangen“, auch wenn es immer wieder viele gute Ideen gegeben habe. Nun bleibe das Ergebnis der Ausschreibung abzuwarten. Wenn das auf dem Tisch liege, sollte man sich nochmal im kleinen Kreis dazu besprechen.
Sollte alles nicht fruchten, hofft die Stadt auf eine Lösung mit dem Land. „Wir sehen zu, das zu dokumentieren, was wir alles versucht haben in den letzten drei Jahren“, sagt Bürgermeister Thomas Möller."
Franca Niendorf: "Letzte Hoffnung fürs Hagenower KON", Schweriner Volkszeitung (08.04.2017)
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