Schmitz Cargobull soll schließen/ Betriebsrat und Gewerkschaft wollen das noch verhindern/ Gespräche starten am Dienstag.
„Es ist für uns einfach nicht nachzuvollziehen“, sagt Jens Kruszona, Betriebsratsvorsitzender von Schmitz Cargobull in Toddin, im SVZ-Gespräch. Der Schock steht ihm gestern Vormittag noch ins Gesicht geschrieben. Auch wenn es schon vorher Anzeichen gegeben hat, ist die Nachricht doch überraschend gewesen, die Andreas Klein, Vorstand des Ressorts Operations, am Freitagmorgen der Belegschaft überbracht hat. „Zum 1. September 2018 sollen wir abgewickelt und der Standort dicht gemacht werden“, so Kruszona. „Aber wir werden kämpfen.
Ende März noch keine
Rede von Schließung
Seit 26 Jahren produziert Schmitz Cargobull in Toddin Kühlaufsätze für Lkw. 120 Mitarbeiter gehören zur Stammbelegschaft, dazu kommen bis zu 30 Leiharbeiter. Der Standort ist nach Berlin der zweitkleinste in Deutschland und der Konzern kann offenbar auf ihn verzichten. „Dabei hat man uns auf der Betriebsversammlung am 28. März noch einen Drei-Jahresplan präsentiert. Da war noch keine Rede von Schließung“, erzählt Kruszona. Seine Alarmglocken hätten aber schon geläutet. „Uns wurde gesagt, dass ein Produkt auf den Prüfstand gestellt wird. Es sollte überprüft werden, ob es nicht woanders günstiger hergestellt werden kann. Aus der Überprüfung ist wohl die Idee der Schließung geworden.“
Offenbar will Schmitz Cargobull die Produktion nach Gotha und Litauen verlagern. Es gebe schon länger Überlegungen auch nach Osteuropa zu gehen. „Dort sind die Löhne einfach niedriger.“ Kruszona bezweifelt allerdings, dass sich das für das Unternehmen rechnet. Die Transportkosten würden ständig steigen, ob es wirklich billiger sei in Litauen zu produzieren, sei fraglich.
Ähnlich sieht es auch die Gewerkschaft. „Die Entscheidung Toddin zu schließen, hat der Vorstand am grünen Tisch getroffen. Er begründet sie mit steigenden Kosten. Das Unternehmen will wettbewerbsfähig bleiben und schafft es hier laut eigener Aussage nicht“, so Hans-Georg Frericks von der IG Metall. Dabei schreibe Toddin schwarze Zahlen.
Dennoch: „Der Umsatz von Schmitz Cargobull geht insgesamt an die 2 Milliarden Euro. Da ist Toddin mit rund 60 Millionen natürlich nur ein kleiner Faktor“, so Kruszona. „Die Auftragsbücher sind aber voll und wir haben hier eine gute Mannschaft.“
Daher war es dem Betriebsratsvorsitzendem auch wichtig, Druck auf die Unternehmensleitung zu machen. „Ich habe schon vor zwei Tagen erfahren, dass etwas im Busch ist. Danach habe ich der Leitung gesagt, dass ich auf die Belegschaft zu gehe und ihnen etwas sage.“ Eilig hätten diese dann für Freitagmorgen eine Betriebsversammlung einberufen und mit Andreas Klein, den Vorstand des Ressorts Operations geschickt, der die Bombe platzen ließ.
Klein war allerdings danach wortkarg und auch der Geschäftsführer in Toddin, Steffen Johannes Griesbach, wollte sich auf SVZ-Nachfrage nicht äußern. Sie verwiesen auf den Pressesprecher des Unternehmens.
Geschäftsführung will sich noch nicht äußern aber auch von ihm gab es keine Informationen zur aktuellen Lage in Toddin. Das Unternehmen wolle sich erst äußern, nachdem die ersten Gespräche mit der Gewerkschaft und dem Betriebsrat stattgefunden haben. Diese stünden am Dienstag, den 16. Mai an.
Dann werden beide Seiten, also Vorstand und Geschäftsführung auf der einen, Gewerkschaft und Betriebsrat auf der anderen, ihre Positionen darlegen. „Das wird haarig “, so Frericks von der IG Metall. „Wir haben der Geschäftsleitung schon Ende April den Entwurf zu einem Standort- und Beschäftigungssicherungs-Tarifvertrag übermittelt. Auf diesen werden wir drängen. Wir sind von unserem Konzept für Toddin überzeugt.“
Klar sei aber auch, dass Geschäftsleitungen solche Entscheidungen ungern zurücknehmen. Gerade deshalb müssten jetzt alle Mitarbeiter zeigen, dass der Standort leistungsfähig ist und Gewinn erwirtschaftet.
Das möchte auch Jens Kruszona. „Die Stimmung bei uns ist natürlich gereizt und es gab auf der Versammlung viele emotionale Wortmeldungen. Aber ich habe die Kollegen gebeten vernünftig weiterzuarbeiten.Wir haben noch Hoffnungen und wollen, dass es weiter geht. Schließlich haben wir hier seit Jahren einen beständigen Laden.“
Ob diese Einstellung den Mitarbeitern am Standort Toddin den Job retten kann, bleibt abzuwarten. Die Zeichen stehen aber in jedem Fall auf Arbeitskampf, denn aufgeben will hier niemand.
Robert Lehmann: "Toddin: Wir werden kämpfen", Schweriner Volkszeitung (13.05.2017), Seite 7
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