Dennis und Aribert Otto wollen Station Hagenow Land wieder mit Leben füllen / Neben Café und Bar sind auch Wochenmärkte geplant.
Sie könnten ein einfacheres Leben haben – ein kleines Häuschen im Grünen zum Beispiel, mit Schaukelstuhl auf der Terrasse. „Aber was soll ich damit“, sagt Dennis Otto. Er und sein Mann Aribert wohnen lieber im Bahnhof Hagenow Land, den sie sich im Herbst 2014 gekauft haben. Auf die Frage wie er auf die Idee kam, antwortet Dennis Otto: „Ich bin hier dran vorbei gefahren und der Bahnhof stand zum Verkauf.“ So einfach ist das manchmal.
3500 Quadratmeter Nutzfläche haben die Beiden nun für sich. Im Moment ist allerdings nur ein Bruchteil davon auch so hergerichtet, dass sie dort leben und arbeiten können. Das alte Gebäude von 1846 ist eben sanierungsbedürftig, und die beiden wollen es in Eigenregie nach ihren Wünschen umbauen. Verplant haben sie aber schon jeden Quadratmeter. „Ich bin hier der Baumeister“, meint Dennis Otto. „Wenn Zeit ist, wird immer mal nebenbei am Ausbau gearbeitet.“
Dabei haben er und sein Mann eigentlich genug zu tun. Seit Dezember betreiben sie im Erdgeschoss das Café Umsteiger. Auch das haben sie schon eigenständig ausgebaut. Vorher hatten sie kurzzeitig einen Imbisswagen am Gleis stehen und später einen kleinen Vorraum als Steh-Bistro genutzt. „Wir machen eben alles nach und nach.“ Das Geld für den Umbau komme dabei aus dem laufenden Umsatz. „Eine Förderung erhalten wir nicht.“
Und auch wenn so eine Finanzierung sicherlich nicht einfach ist: Sie hätten dennoch schneller sein können, meint Dennis Otto. Aber ein Streit mit Behörden habe eine zügige Umsetzung seiner Ideen verhindert. Ein ganzes Jahr Stillstand hätten sie deswegen gehabt und zwischendurch auch schon mal daran gedacht, die Koffer zu packen. „Das Bauamt wollte uns hier raushaben“, so der 47-Jährige. „Die meinten, dass das Grundstück keine öffentliche Anbindung hat, weil die Zufahrtsstraße wohl der Bahn gehört. Laut Landesbauordnung darf das Gelände dann nicht bebaut oder bewohnt werden. Das war aber schon seit 1990 geregelt. Sonst hätten auch die Leute in der Friedrich–List–Straße gar nicht dort wohnen dürfen.“ Der Bürgermeister habe sich schließlich eingeschaltet. „Ihm haben wir zu verdanken, dass wir noch hier sind und der Streit seit Anfang 2016 vom Tisch ist.“ Erst dann konnte das Paar richtig loslegen, an Ideen mangelt es jedenfalls nicht.
So wollen die Beiden nun erstmal einen zweiten Eingang für ihr Café bauen, so dass die Gäste auch von beiden Seiten in den Bahnhof gehen können und nicht erst um das Gebäude herumlaufen müssen. Daneben baut Dennis Otto auch gerade an einer neuen, größeren Küche. Danach soll ein Billard– und ein Versammlungsraum folgen.
„Außerdem habe ich immer noch ein Hostel mit 25 Zimmern im Hinterkopf“, erzählt Dennis Otto, um diesen Plan habe es seit Anfang an wilde Gerüchte gegeben. So sei aus dem Begriff „Bike-Hostel“ schnell ein „Biker–Hotel“ geworden. Ähnlich wie beim Spiel Stille Post, habe sich also eine Unterkunft, die spezielle Angebote für Fahrrad–Touristen bietet, in eine Unterkunft für Motorradfahrer gewandelt. In der brodelnden Gerüchteküche wohl eher schon in eine Rocker-Absteige.
Das sind aber noch lange nicht alle Pläne, die das Paar in seinem Bahnhof verwirklichen möchte. „Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass es hier in der Umgebung keine Angebote für Homosexuelle gibt.“ Das solle sich ändern, spätestens ab Herbst. Geplant sei eine Kellerbar, nur für Männer. „Außerdem werden wir im kommenden Jahr im CSD–Magazin auftreten: Hagenow Land zeigt Flagge.“ Und auch der Bahnhofsvorplatz soll wieder mit Leben gefüllt werden. So sind Flohmärkte in regelmäßigen Abständen und ab dem kommenden Jahr auch ein Wochenmarkt, immer am Sonnabend, geplant. „Wir müssen nur noch Leute finden die mitmachen wollen“, meint Dennis Otto.
Nur mit Ariberts Hilfe wird er das alles aber wohl nicht schaffen. „Wir suchen im Moment nach Mitarbeitern, einer Zweitbesetzung sozusagen.“
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