Wirtschaftsausschuss möchte die „Lange Straße“ wieder beleben / „Ansiedlungsoffensive“ soll Geschäftsleute anlocken.
Es ist ein Problem mit dem viele Städte kämpfen: leer stehende Läden in der Innenstadt. In Hagenow sind es zurzeit 25, teilte Wirtschaftsförderer Roland Masche auf der jüngsten Sitzung des Wirtschaftsausschusses der Stadt mit. Elf davon lägen in der Langen Straße, die von dem Leerstandsproblem besonders betroffen ist. Unter dem sperrigen Begriff „Ansiedlungsoffensive“ suchte der Wirtschaftsausschuss deshalb nach Lösungen, die Straße wieder zu beleben.
Leicht wird das offenbar nicht. „Die Ladenlokale sind nicht geeignet für große Ketten. Dafür sind die Flächen zu klein. Viele sind auch nicht barrierefrei“, klärt Masche den Ausschuss über die vorhandene Situation auf. Außerdem sei der Renovierungsstand der Läden unterschiedlich. Daher gebe es auch deutliche Unterschiede bei den Mieten. Worin sich die Eigentümer einig seien, ist dagegen, dass sie das Niveau der Langen Straße heben wollen. Einige von ihnen wären deshalb bereit für eine Vermarktungsunterstützung, die beispielsweise eine provisionsfreie Vermietung oder zwei Monate mietfrei beinhalten könnte.
Der Wirtschaftsauschuss drängt allerdings zur Eile, denn er hat noch ein weiteres Projekt, den historischen Stadtrundgang, im Blick. Per App auf ihrem Handy sollen Besucher demnächst durch die Stadt und zu Sehenswürdigkeiten geführt werden. Das Problem dabei ist: Die Touristen kommen so an den leer stehenden Läden, vor allem in der Langen Straße, vorbei. Einige von ihnen liegen in Häusern, die selbst Anziehungspunkte sind, wie beispielsweise die Nummer 108. Dort lebte Samuel Meinungen, der sich in der Zeit des Nationalsozialismus für jüdische Jugendliche engagierte und 1937 selbst aufgrund seines jüdischen Glaubens hingerichtet wurde.
Die Idee des Ausschusses ist nun erstmal ein optischer Lückenschluss. „Es muss etwas in die Schaufenster rein“, so Masche. Als Vorbild präsentierte er das Projekt „Parchimer gestalten Parchim“. Initiator sei dort eine Bürgerstiftung gewesen. Diese hatte mit den Eigentümern leer stehender Läden eine Zwischennutzung vereinbart und die Schaufenster einheitlich gestaltet. So wurden Plakate und Exponate aufgehängt, welche die Geschichte der Stadt widerspiegeln.
Und genau das kann sich der Wirtschaftsausschuss auch gut für Hagenow vorstellen. „Ich würde sagen, wir fangen mit zwei Geschäften als ersten Schritt an. Wenn das dort auf die Beine gestellt ist, können wir uns über eine Erweiterung Gedanken machen“, meint Helga Lagemann von der SPD. „Vielleicht sprechen wir auch Unternehmer an, die dort ihre Sachen ausstellen wollen, um Werbung für sich zu machen.“ Dass dieser Vorschlag funktioniert, bezweifelt Dietmar Speßhardt von der CDU: „Unternehmer hätten sich doch schon längst gekümmert, wenn sie in den Schaufenstern werben wollten.“ Allerdings, und das muss auch Speßhardt zugeben, wäre das eine Möglichkeit, die Kosten im Rahmen zu halten. Denn der Wirtschaftsausschuss hat für seine Offensive ein schmales Budget. Dieses Jahr liegt es bei gerade einmal 5000 Euro. „Das ist das, was die öffentliche Hand gibt“, so Roland Masche. „Vielleicht geben noch andere etwas dazu.“
Geld ist allerdings nicht das einzige, das dem Ausschuss bisher fehlt. Er braucht auch noch einen schlagkräftigen Slogan für sein Projekt und einen langen Atem. „In Parchim hat sich der Leerstand verbessert. Das ist aber ein langer Weg“, so Roland Masche. „Außerdem muss das Gesamtbild stimmen, damit Geschäftsleute angelockt werden.“