Nun möchte auch der Turnverein, wie der Hagenow Sportverein für sein Kunstrasenprojekt, von der Stadt Geld.
Der größte Sportverein der Stadt und im Landkreis, der Turnverein mit mehr als 1000 Mitgliedern, hat ein ernstes Problem. Er fühlt sich ungerecht behandelt – von der Stadt Hagenow. Dabei geht es ums liebe Geld. Und es geht um die Sportstätten in der Stadt. Deren Zustand ist, freundlich formuliert, stark verbesserungsbedürftig.
Das wissen auch Stadtvertreter und Verwaltung und haben dem ebenfalls großen Hagenower Sportverein für den in Hagenow-Land geplanten neuen Kunstrasenplatz eine Förderung in Höhe von 125 000 Euro zugesagt. Die hätte der Turnverein, der sein Domizil in der Rudolf-Tarnow-Straße umbaut, auch ganz gern, wie Vereinsvorsitzender Dirk Schiewer in dieser Woche betonte. Nach ersten Wortmeldungen aus seinem Verein gab es dann einen schriftlichen Vorstoß. Nun folgt in der kommenden Woche ein offizieller Termin mit Bürgermeister Thomas Möller und Vertretern der Fraktionen. Für Bürgermeister Möller ein schwieriges Thema, zu dem er im Vorfeld erst einmal nichts sagen wollte. Denn für Hagenow ballen sich derzeit die ungelösten Großprojekte für die man sehr viel Geld bräuchte. Eigentlich stünden ein Schulneubau und neue Kitas an. Auf dem Papier bekommt der Turnverein, der gerade 764 000 Euro in den Ausbau seines Fitnessbereiches und seiner Sanitäranlagen investiert, die Förderung der Stadt auch. In der Realität muss der Verein diese Summe plus seinen Eigenanteil selbst zahlen, macht gut 388 000 Euro. Geld, das über Jahre mühsam durch kleine Mitgliedsbeiträge gesammelt wurde. Schiewer: „Wir wollen nur fair behandelt werden und haben überhaupt nichts gegen das Projekt der Fußballer.“
Das sieht man dort umgekehrt auch so, wie Andre Prielipp, Abteilungsleiter Fußball, gestern im Gespräch mit unserer Zeitung klar unterstrich. „Von uns aus kann der Turnverein gern die gleiche Förderung bekommen. Wir haben nur dann ein Problem, wenn man mit der Gerechtigkeitsfrage kommt. Dann muss man schon mal schauen als Stadt, mit wem man redet. Wir haben eine andere Struktur und eine andere Aufgabe als der Turnverein. Bei uns sind 75 Prozent Kinder- und Jugendliche, die nicht so viel Beitrag zahlen können.“
Der Hagenower Sportverein will bis Ende März die letzten Formalien für den Bau des Kunstrasenplatzes erledigen und möglichst im April die Ausschreibung starten. Im besten Fall könnte dann im Mai oder Juni mit dem Bau der Anlage begonnen werden.
Einer anderen, sehr erfolgreichen Abteilung des Hagenower Sportvereins, nützt das wenig, den Leichtathleten. Deren Chef, Fred Bahr, reißt mit Blick auf die Zustände auf dem Sportplatz an der Parkstraße, langsam der Geduldsfaden. Denn noch immer liegt auf dem Platz die Baustraße, die Laufbahn ist damit de facto ruiniert. „Wir können dieses Jahr wohl wieder nicht trainieren, uns und mir fehlt eine Lösung. Wenn die nicht bald kommt, höre ich auf“, schimpfte Bahr.
Die Stadt würde die Bewirtschaftung des Platzes gern in die Hände des Sportvereins geben und hat auch ein Angebot für einen Bewirtschaftungszuschuss gemacht. Der Verein bestätigte gestern Verhandlungen, die man bald abschließen wolle. Doch selbst dann wäre die Laufbahn immer noch kaputt. Fred Bahr schlägt daher den Neubau einer Laufsportanlage gleichen neben dem neuen Kunstrasenplatz in Land vor. Das Grundstück dort gehört bereits der Stadt.
Mayk Pohle: "Hagenow in der Klemme: Sportvereine machen Druck", Schweriner Volkszeitung (20.01.2018), Seite 7