Blick zurück - Letzter Monarch MV

14. November 1918, ein nasskalter Donnerstag, über dem Regierungsgebäude in der Schlossstraße weht seit mehreren Tagen die rote Fahne der Revolution: Um 11 Uhr kommt eine Delegation des Ministeriums zu Friedrich Franz IV. ins Schloss, fordert ihn zum Verzicht auf den Thron auf. Der Großherzog bespricht sich mit seinen Getreuen, willigt schließlich ein.


14. November 1918, ein nasskalter Donnerstag, über dem Regierungsgebäude in der Schlossstraße weht seit mehreren Tagen die rote Fahne der Revolution: Um 11 Uhr kommt eine Delegation des Ministeriums zu Friedrich Franz IV. ins Schloss, fordert ihn zum Verzicht auf den Thron auf. Der Großherzog bespricht sich mit seinen Getreuen, willigt schließlich ein.

In der Nacht vom 13. auf den 14. November um 3 Uhr hat der Schweriner Soldatenrat die Ausrufung der Republik gefordert. Ein Marsch der noch radikaleren Soldaten aus Rostock auf die Residenzstadt droht. Friedrich Franz, 36 Jahre alt, seit 1897 an der Macht, steht mit dem Rücken zur Wand. Er weiß, ihm fehlen die militärischen Mittel, um den Aufstand aufzuhalten. Ein Blutvergießen will er zudem nicht riskieren.

„Auf Beschluss des Ministeriums erkläre Ich hierdurch, dass ich für Mich und Mein Haus auf den großherzoglichen Thron von Mecklenburg-Schwerin verzichte“, schreibt Friedrich Franz mit eigener Hand. Seine Unterschrift besiegelt das Ende einer fast 800-jährigen Herrscherdynastie.

In den ersten Tagen der Revolution hatte Friedrich Franz noch auf seine braven Mecklenburger gesetzt, sie würden ihren geliebten Großherzog schon nicht aus dem Schloss verjagen, so glaubte er. „Friedrich Franz lebte in der abgeschirmten Welt des Hofes, für die politischen Entwicklungen im November 1918 hatte er kein Verständnis“, sagt Schwerins Stadtarchivar Dr. Bernd Kasten. Tatsächlich wähnte der Monarch sogar fremde Mächte am Werk. Wortführer der Schweriner Arbeiter war ein gewisser Haller von den Fokker-Flugzeugwerken, ein Österreicher…

Er hoffe immer noch, „dass das mecklenburgische Volk sein Fürstenhaus sich zurückholen kann, wenn ihm erst die Möglichkeit gegeben sein wird“, schrieb Friedrich Franz am 22. November 1918 schon aus dem dänischen Exil in einem Brief an Heinrich Bossart, den früheren Staatsminister von Mecklenburg-Strelitz. Doch aus dem Kalkül des Ex-Herrschers wurde nichts. „Bei den Landtagswahlen im Januar 1919 erlebten die Anhänger der Monarchie ein Fiasko“, sagt Bernd Kasten.

Friedrich Franz’ Traum von einer parlamentarischen Monarchie blieb ein Traum. Den Krieg verloren, die Versorgungslage schlecht – in der Bevölkerung hatten gekrönte Häupter ihren Rückhalt verloren.

Christian Koepke, "Letzter Arbeitstag eines Monarchen", Schweriner Volkszeitung (14.11.2018), Seite 14