Binnen eines Jahres soll eine neue Verarbeitungsstätte mit vier Dampfwalzen für Kartoffelflocken entstehen. Dafür nimmt der Investor Emsland Group 25 Millionen Euro in die Hand. Das Hauptproblem: Wo kommen die 120 000 Tonnen Kartoffeln her?
Enger können Vergangenheit und Zukunft nicht beieinander liegen: Direkt vor den in Dampf eingehüllten alten Hallen ist gestern der erste Spatenstich für den Werksneubau bei der Mecklenburger Kartoffelveredlung (MKV) symbolisch vollzogen worden. Binnen eines Jahres soll eine neue Verarbeitungsstätte mit vier Dampfwalzen für Kartoffelflocken entstehen. Dafür nimmt der Investor Emsland Group 25 Millionen Euro in die Hand. Das Hauptproblem: Wo kommen die 120 000 Tonnen Kartoffeln her, die der Standort Hagenow dann zusätzlich benötigt.
Nein, Förderungen gibt es für den Investor nicht. Wirtschaftsminister Harry Glawe war gestern gern nach Hagenow gekommen. Denn das, was die Emsland-Gruppe jetzt in Hagenow durchzieht, ist ein starkes Signal für die Region. Und ein Beweis für die Stärke der Mitarbeiter, die sich im Wettbewerb gegen andere Standorte durchgesetzt hätten. Gerrit-Jan Wesselink, der Chef der Emsland-Gruppe, wandte sich in seiner Rede nicht nur an die Mitarbeiter sondern auch an die Bauern der Region. „Hier gibt es so viel Fläche für den Kartoffelanbau, die Preise sind sehr auskömmlich, so dass ich sehr optimistisch bin, dass wir die benötigten Kartoffeln, wenn nicht rund um den Kirchturm, so aber auch doch aus der Region bekommen werden.“
Bisher werden in Hagenow pro Saison 140 000 Tonnen verarbeitet, nun werden noch einmal 120 000 Tonnen benötigt. Das kommt fast einer Verdopplung gleich. Schon seit Monaten laufen daher im Hintergrund Gespräche mit Bauern aus ganz Westmecklenburg, doch wieder auf Kartoffeln dauerhaft umzusteigen. Laut Wesselink gäbe es schon einige Kontakte, noch müssten aber Verträge über etwa 60 000 Tonnen pro Jahr geschlossen werden. Zu den Partnern gehört nach SVZ-Information auch die Behr-Gruppe mit ihren Betrieben in Kogel oder rund um Gresse.
Landwirtschaftsminister Till Backhaus, der gestern durch eine Konferenz nicht in Hagenow sein konnte, rief persönlich in der Redaktion an, um die Wichtigkeit des Themas zu betonen. „Die Produktionserweiterung ist deshalb auch ein Signal an die Landwirte, sich für den Kartoffelanbau zu entscheiden.“ Bisher kommt ein Großteil der in Hagenow verarbeiteten Kartoffeln aus Niedersachsen.
Und es bleibt nicht bei den 25 Millionen. Um die neue Verarbeitung zu ermöglichen, müssen vor allem die Stadtwerke neue Kapazitäten bei der Trinkwasserversorgung aber auch beim Abwasser schaffen. Auch hier geht es um Millionenbeträge.
Mayk Pohle: "Hagenow bleibt die Kartoffelstadt", Schweriner Volkszeitung (09.11.2018), Seite 7
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